Zentrum für vorläufig Festgenommene in der Akreszina Straße – Auschwitz des XXI Jahrhunderts

Der Vorsitzende der „Jungen Front“, Dsjanis Urbanowitsch, wurde nach 20 Tagen Haft im Zentrum für vorläufig Festgenommene (ZIP) freigelassen. Er wurde am 3. Juli in Minsk festgenommen, die Gründe für seine Festnahme sind unbekannt.

Dsjanis wurde viele Male von Zelle zu Zelle verlegt, er beobachtete einen Unterschied in der Einstellung zu „gewöhnlichen“ Kriminellen und zu politischen Gefangenen. Dsjanis Urbanowitsch spricht von den Zuständen im Zentrum für vorläufig Festgenommene als Völkermord: Wer dort ankommt, wird „einfach vernichtet“.

Seiner Meinung nach begannen die Sicherheitskräfte, sich gegenüber politischen Gefangenen härter zu verhalten als noch zu Jahresbeginn. Sie sind sich sicher, dass ihre Taten niemals bestraft werden. Die Zellen sind überfüllt: 18–20 Personen sitzen in einem Vierbettzimmer. Einige werden durch die Hitze ohnmächtig – die Zellen sind sehr stickig und heiß. Politische Gefangene haben keine Matratzen, viele schlafen auf dem Boden. Hygieneartikel, Zahnbürsten, Duschen und Päckchen von Freunden und Verwandten sind verboten. Das Essen hat so eine Qualität, dass die Gefangenen kaum auf die Toilette gehen. In den Zellen brennt ständig das Licht.

Kontrollen werden nachts und tagsüber durchgeführt. Die Gefangenen werden aus ihren Zellen geführt, ihre Beine werden mit Gewalt weit gestreckt und ihre Arme verdreht. Viele werden geschlagen. Urbanowitsch sagt, er sei während seiner Haft mit Händen und Füßen auf den unteren Rücken und die Beine geschlagen worden, mit einem Knüppel auf die Nieren, sogar für sein Lachen. Durch die Schläge sind innere Blutungen aufgetreten, er muss ins Krankenhaus. Jetzt uriniert er mit Blut, hat Schmerzen. Er sagt, viele der Gefangenen hätten ähnliche Probleme. Viele sind am Coronavirus erkrankt – diejenigen, die 38–39 Grad Fieber hatten, wurden mit dem Krankenwagen abtransportiert, der Rest wird nicht getestet oder behandelt.

„Ich hoffe, dass wenigstens jemand darauf aufmerksam wird, dass die Repressionen in Belarus nicht aufgehört haben, sondern weitergehen, und dass jeder Belaruse ins Gefängnis gelangen kann, selbst für einen einfachen Repost, und dass er dort geschlagen und gefoltert wird, und dass die Ärzte, die in der Untersuchungshaftanstalt arbeiten, nicht helfen werden“, sagt Urbanowitsch. Diese Haftanstalt ist das Auschwitz des 21. Jahrhunderts. Im Zentrum von Minsk, im Zentrum Europas im Jahr 2021, befindet sich Auschwitz, das die belarusische Nation tötet. Es gibt keine Worte, man muss dabei gewesen sein, um alles zu verstehen“.

An die E-Mail-Adresse des Menschenrechtszentrums „Viasna“ wurden anonym einige Fotos gesendet, die in diesem Jahr in dem Akreszina-Zentrum für vorläufig Festgenommene aufgenommen wurden. Die Fotos zeigen, dass die Zelle überfüllt ist: Menschen schlafen gemeinsam auf eisernen Kojen, einige schlafen auf dem Tisch und auf dem Boden. Den Häftlingen fehlen auch Matratzen und Bettwäsche. Auf dem Foto ist auch die Uhrzeit der Aufnahmen zu erkennen – es ist Nacht, aber das Licht in den Zellen ist eingeschaltet.

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