Der politische Gefangene Szjapan Latypau versucht, sich vor Gericht die Kehle durchzuschneiden

Am 1. Juni begann der Prozess gegen Szjapan Latypau, einen Bewohner des „Platzes des Wandels“. Während der Sitzung versuchte Latypau, Selbstmord zu begehen – er stach sich mit einem Kugelschreiber in den Hals.

Bevor er dies tat, sagte Latypau: „GUBOPiK (Hauptdirektion zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität und Korruption) hat gedroht, dass es Strafverfahren gegen meine Verwandten und Nachbarn geben wird, wenn ich mich nicht schuldig bekenne.“ Vor seinem Selbstmordversuch erzählte Szjapan Latypau seinem Vater, dass er 51 Tage in einer speziellen Zelle verbracht hatte, in der andere Häftlinge mit der Gefängnisverwaltung kooperieren, um Druck auf „Unerwünschte“ auszuüben, während Wächter „nichts bemerken“. Dies wird gemacht, um eine Person zu demoralisieren, oder um eine Aussage zu erpressen.

Als Rettungskräfte Szjapan hinter den Gittern erreichen konnten, verlor er bereits das Bewusstsein. Latypau wurde ins Krankenhaus eingeliefert und operiert. Offiziell hieß es, sein Leben sei nicht in Gefahr. Ärzten ist es untersagt, Informationen über den Zustand von Latypau zu verbreiten.

Vor der Gerichtsverhandlung bemerkten Zeugen, dass Latypau hinkte, sein Gesicht war geschwollen, er hatte einen Bluterguss im Gesicht. Als der Richter fragte, ob Latypau irgendwelche Fragen an den verletzten Polizisten habe, sagte er, er habe welche. „Herr Kläger, Sie sagten, ich hätte Ihnen ins Gesicht getreten“, sagte Latypau. „Schauen Sie mich an. Hatten Sie eine charakteristische Schwellung im Gesicht wie ich?“ „Nein“, antwortete der Polizist. „Ich habe keine weiteren Fragen“, erwiderte Latypau. So deutete Latypau den Anwesenden an, dass er geschlagen wurde.

Latypau wurde am 15. September 2020 festgenommen. Der Moment seiner Verhaftung wurde auf Video festgehalten: Latypau und andere Bewohner des Hofes versuchten, das Wandbild mit den DJs auf dem sogenannten „Platz des Wandels“ zu schützen. Mehrere Polizisten kamen auf sie zu, Latypau bat sie, sich vorzustellen. Stattdessen verdrehten die Polizisten Latypau die Arme, warfen ihn zu Boden und nahmen ihn mit.

In seiner Wohnung wurde eine Durchsuchung durchgeführt, und er selbst landete in Untersuchungshaft. Zunächst wurde Latypau beschuldigt, Einsatzkräfte angeblich mit Chemikalien vergiften zu wollen. Doch nun lautet der Vorwurf ganz anders: Aktionen, die die öffentliche Ordnung grob verletzen und Betrug in einem besonders schweren Fall. Über Vergiftung spricht niemand mehr.

Szjapan Latypau wurde wenige Stunden nach einem chirurgischen Eingriff aufgrund seines Selbstmordversuchs vor Gericht aus dem Krankenhaus geholt. Er wurde in die Untersuchungshaftanstalt zurückgebracht, wobei ihm das Recht auf eine weitere medizinische Versorgung verwehrt wurde. Der „Prozess“ gegen Szjapan Latypau wird am 10. Juni fortgesetzt.

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