Katholische Priester in Staatszeitung mit Hakenkreuz dargestellt

Die Staatszeitung „Minskaja Prauda“ vom 7. September 2021 platzierte auf ihrer Titelseite eine Karikatur von katholischen Priestern. Einer der Priester hält eine weiß-rot-weiße Fahne in den Händen, singt die Hymne „Mahutny Boscha“ (Der mächtige Gott) und trägt statt eines christlichen Kreuzes ein Nazi-Hakenkreuz. Im Text wird die Hymne als Kollaborationshymne bezeichnet. Die Priester sind vor einer verzerrten Nachbildung der Ikone der Rosizker-Märtyrer abgebildet, jener Geistlichen, die zusammen mit ihren Gemeindemitgliedern während des Zweiten Weltkriegs tapfer den Tod durch die Hand der Nazi-Henker erlitten.

Die belarusische katholische Bischofskonferenz bewertete die Veröffentlichung in der „Minskaja Prawda“ als „Aufstachelung zur Feindschaft der belarusischen Gesellschaft gegenüber der römisch-katholischen Kirche in Belarus“. „Diese Publikation verletzt die religiösen Gefühle der Gläubigen der katholischen Kirche zutiefst. Die Karikatur, in der sich das Kreuz in ein Hakenkreuz verwandelt, sowie das Hakenkreuz, das anstelle des Kreuzes dargestellt wird, beleidigt nicht nur die Priester, sondern entweiht vor allem das Kreuz Christi, des Erlösers, der darauf sein Leben für die Rettung der Menschen gab. Nach Ansicht der katholischen Bischöfe von Belarus fügt diese Veröffentlichung allen Christen unterschiedlicher Konfessionen moralischen Schaden zu. Indirekt wird in der Veröffentlichung auch der gesamte katholische Klerus der angeblichen Zugehörigkeit zum Faschismus und Nazismus beschuldigt, was eine bewusste und böswillige Verdrehung der Wahrheit, Verleumdung und Beleidigung darstellt“, so Bischof Aljaxandr Jascheuski, Vorsitzender der Kommission für katholische Bildung und Katechese, der die offizielle Stellungnahme der belarusischen katholischen Bischofskonferenz zum Ausdruck brachte.

Die Bischöfe der römisch-katholischen Kirche in Belarus hoffen, dass die zuständigen staatlichen Behörden eine angemessene rechtliche Bewertung dieser Karikatur und Veröffentlichung abgeben.

Die Arbeitsgruppe des nationalen Koordinierungsrates von Belarus „Chryszijanskaja Visija“ rief den Vatikan dazu auf, die Anfeindungen gegen die römisch-katholische Kirche in Belarus durch die staatlichen Massenmedien zu beachten und „angemessen auf diese Tatsachen zu reagieren, um den interkonfessionellen Frieden, die römisch-katholische Gemeinschaft sowie die Rechte und Freiheiten der Gläubigen zu verteidigen“.

Nach dem Ausbruch der friedlichen Proteste im August 2020 verurteilten mehrere katholische Priester, darunter das ehemalige Oberhaupt der Kirche, Erzbischof von Belarus Tadeusz Kondrusiewicz, Priester Wjatschaslau Barok und zahlreiche andere Priester, die staatliche Gewalt gegen die Bürger und forderten ein Ende der Repressionen. Kondrusiewicz durfte eine Zeit lang nicht nach Belarus einreisen, und Barok war gezwungen, das Land wegen der drohenden Verhaftung zu verlassen.

Auch einzelne orthodoxe Priester, die sich gegen die Gewalt wehrten, wurden von den Behörden verfolgt. So wurde heute eine Durchsuchung im Haus von Dsianisij Karaszjaljou, dem Priester der Minsker Kirche der Ikone der Gottesmutter „Freude aller Trauernden“, durchgeführt.

Auch auf die evangelische Kirche wird Druck ausgeübt. Die belarusischen Sicherheitsbehörden nahmen der protestantischen Gemeinde „Neues Leben“ ein Gebäude weg, das die Gläubigen mit ihren Spenden gebaut hatten. Nach den Wahlen 2020 verurteilte Wjatschaslau Hantscharenka, Pfarrer dieser Kirche, die Gewalt der Einsatzkräfte auf den belarusischen Straßen und forderte die Behörden auf, zur Besinnung zu kommen.

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