Rotkreuz-Föderation suspendiert die Mitgliedschaft der belarusischen Rotkreuz-Gesellschaft: Deren Chef gab die Verschleppung ukrainischer Kinder stolz zu

Am Freitag suspendierte die Internationale Rotkreuz-Föderation die Mitgliedschaft der belarusischen Rotkreuz-Gesellschaft nach der weltweiten Empörung über das stolze Geständnis ihres Chefs, dass die Organisation ukrainische Kinder aus den russisch kontrollierten Regionen aktiv nach Belarus bringe, berichtete The Associated Press.

Die Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften (IFRC) hob die Mitgliedschaft der nationalen Rotkreuz-Gesellschaft von Belarus zeitweilig auf, nachdem diese sich geweigert hatte, ihren Leiter Dsmitry Schauzou abzusetzen. Ihm wird vorgeworfen, gegen die viel gepriesenen und bewährten Prinzipien des Roten Kreuzes wie Neutralität und Integrität verstoßen zu haben. Der Verwaltungsrat der IFRC hatte dem Belarusischen Roten Kreuz bis zum 30. November Zeit gegeben, Schauzou zu entlassen, sonst werde die Mitgliedschaft der belarusischen Gesellschaft ausgesetzt.

„Die Suspendierung bedeutet, dass das Belarusische Rote Kreuz seine Rechte als Mitglied der IFRC verliert“, sagte die internationale Organisation mit Sitz in Genf in ihrer Erklärung am Freitag. „Jegliche neue Finanzierung des Belarusischen Roten Kreuzes wird ebenfalls ausgesetzt.“ In einem Kommentar gegenüber der staatlichen Nachrichtenagentur Belta bezeichnete Schauzou die Entscheidung über die Suspendierung des Belarusischen Roten Kreuzes als „absolut politisiert“. Er sagte, er sei in die besetzten Gebiete der Ostukraine gefahren, „um zu beweisen, dass Kinder, die zur Erholung nach Belarus gekommen sind, sicher nach Hause zurückkehren“.

Im vergangenen Jahr erhielt das Belarusische Rote Kreuz von der IFRC fast 1,7 Millionen Schweizer Franken (ca. 1,8 Mio. Euro) für Angebote wie HIV-Prävention, Unterstützung für Migrant*innen, die sich in der Nähe der Grenze zu Polen aufhalten, Clowntherapie und Hilfe für Menschen, die aus der benachbarten Ukraine fliehen. In diesem Jahr belief sich die Finanzierung auf mehr als 1 Million Franken.

Schauzou zeigte sich öffentlich in Militärkleidung mit dem „Z“ -Zeichen der russischen Streitkräfte und erklärte unverhohlen, dass er die Stationierung von Atomwaffen in Belarus befürworte. Er sagte auch in einem Interview für das belarusische Fernsehen, das Belarusische Rote Kreuz sei aktiv daran beteiligt, ukrainische Kinder zur „Erholung“ nach Belarus zu bringen.

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine im Februar 2022, als der belarusische Autokrat Alexander Lukaschenko dem Kreml erlaubte, Truppen und Waffen über Belarus in den Angriff zu schicken, ist das Land Moskaus engster Verbündeter. Auch hat Russland taktische Atomwaffen in Belarus stationiert.

Laut einer jüngsten Studie der Yale University wurden mehr als 2.400 ukrainische Kinder im Alter von 6 bis 17 Jahren aus den vier ukrainischen Regionen, die teilweise von russischen Streitkräften besetzt sind, nach Belarus gebracht. Die belarusische Opposition strebt eine internationale Untersuchung an und fordert, dass Lukaschenko und seine Beamten dafür zur Rechenschaft gezogen werden. Das Belarusische Rote Kreuz hat seine Beteiligung an der Verschleppung von Kindern aus der Ukraine bestreitet und behauptet, die Fahrten seien von einer belarusischen Wohltätigkeitsorganisation orgainisiert worden, die vom staatlich unterstützten paralympischen Athleten Aliaxej Talaj gegründet sei. In einem Bericht des staatlichen Fernsehsenders Belarus 1 wurde Schauzou jedoch bei einem Besuch im besetzten ukrainischen Gebiet Luhansk gezeigt; er sagte dabei, seine Organisation habe „eine aktive Rolle“ bei dem Transfer gespielt.

Eine interne IFRC-Untersuchung ergab, dass laut der Aussage des Belarusischen Roten Kreuzes Schauzou „allein die vorgeworfenen Handlungen zu verantworten“ habe. Es wurde auch festgestellt, dass eine andere Organisation für die Wegbringung von Kindern aus dem russisch besetzten Teil der Ukraine zuständig, während das Belarusische Rote Kreuz nur innerhalb von Belarus involviert gewesen sei. Die andere Organisation wurde dabei nicht namentlich genannt.

In der Erklärung der IFRC erscheint der Name des Generalsekretärs der belarusischen Rotkreuz-Gesellschaft in der Schreibweise Dmitry Shevtsov. Das Belarusische Rote Kreuz teilte der Associated Press am Freitag mit, dass Schauzou die Gesellschaft weiterhin leiten werde und dass sich der Vorstand am Freitag versammelt habe, um die Finanzierung und Pläne für 2024 „unter Berücksichtigung der aktuellen Situation“ zu besprechen.

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