Szjapan Latypau zu 8,5 Jahren Strafkolonie verurteilt

Am 16. August 2021 wurde der politische Gefangene Szjapan Latypau zu 8,5 Jahren Strafkolonie verschärften Regimes sowie zu einer Geldstrafe von 8.700 belarusischen Rubeln (fast 3.500 USD) verurteilt. Er wurde nach drei Artikeln angeklagt: Organisation von Gruppenaktionen, die die öffentliche Ordnung grob verletzen (Artikel 342 Teil 1 und 2), Widerstand gegen die Polizei (Artikel 363 Teil 2) und Betrug in besonders großem Umfang (Artikel 209 Teil 4). Latypau bekannte sich vor Gericht in keinem der Anklagepunkte für schuldig und verweigerte die Aussage.

Szjapan Latypau ist Anwohner des „Platzes der Veränderungen“. Dieser symbolische Name wurde einem der Innenhöfe in Minsk gegeben, in dem sich Demonstrant*innen gegen die Ergebnisse der Präsidentschaftswahlen in Belarus im Sommer 2020 versammelten und in dem Raman Bandarenka anschließend festgenommen und zu Tode geprügelt wurde. Am 15. September 2020 schützte Stjzapan zusammen mit anderen Bewohner*innen des Innenhofs das Protest-Wandgemälde. Mehrere Polizeibeamte kamen auf sie zu und Szjapan forderte sie auf, sich auszuweisen. Stattdessen ergriffen die Polizeibeamten Szjapans Hände, warfen ihn zu Boden und zerrten ihn weg.

Bei der ersten Gerichtsverhandlung am 1. Juni 2021 berichtete der politische Gefangene von Drohungen gegen seinen Vater und seine Nachbarn sowie von unerträglicher Folter: 51 Tage lang wurde Latypau in der so genannten Druckhütte festgehalten, einer speziellen Zelle, in der andere Häftlinge unerträgliche Bedingungen schaffen, um ein Geständnis zu erzwingen. Aus Protest gegen die Folter stieß sich Latypau im Gerichtssaal einen Stift in den Hals, um sich das Leben zu nehmen. Er wurde in ein Krankenhaus eingeliefert, aber unmittelbar nach der Operation wurde er wieder in das Untersuchungsgefängnis zurückgebracht.

Vor Gericht sprach Szjapan Latypau am 12. August 2021 in seinem Schlusswort über seine Festnahme: „Am 15. September 2020 wurde ich von maskierten Männern in einen Kleinbus verfrachtet. Sie fesselten mir die Hände auf dem Rücken, stülpten mir einen Müllsack über den Kopf und brachten mich in den Park der Völkerfreundschaft. Unterwegs wurde ich zweimal von einem Bus in einen anderen gebracht. Aber es war mein Viertel und ich kenne dort jede Ecke. Dann schlugen sie mich zusammen, drehten das Radio auf volle Lautstärke und begannen mich zu verprügeln. Ich habe noch nie in meinem Leben so viel Angst gehabt. Maskierte Menschen schlugen mich mit Händen, Füßen und Schlagstöcken. Alle von ihnen, einer nach dem anderen. Sie verdrehten mir die Arme, drehten mir die Beine auf den Rücken, zwangen mich in die „Mowe“ [Anm. d. Übers.: eine Foltermethode, bei der Hände und Füße am Rücken aneinandergefesselt werden], schlugen mir mit ihren Fäusten und Handflächen auf die Ohren, so dass mein Kopf wie eine Granate explodierte. Sie schlugen mit einem Knüppel auf mein Gesäß ein, so dass er keinen blauen Fleck hinterließ… Ich schrie, keuchte in einem schwarzen Sack, und sie lachten“.

Die US-Botschaft in Minsk verurteilte heute das harte Urteil gegen den politischen Gefangenen Szjapan Latypau.

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