Sergej Tichanowskis Anwältin entlassen

Das Justizministerium entließ Anwältin Natallja Mazkewitsch wegen eines Disziplinarverfahrens gegen sie. Natallja Mazkewitsch ist die Anwältin von Sergej Tichanowski, einem politischen Gefangenen, Blogger und Ehemann der belarusischen Politikerin Swetlana Tichanowskaja. Der Prozess gegen ihn und fünf weitere Angeklagte im „Fall Tichanowski“ findet seit dem 24. Juni hinter verschlossenen Türen in der Untersuchungshaftanstalt Homel statt.

Natallja Mazkewitsch ist eine der angesehensten belarusischen Anwält*innen und Mitglied der Anwaltskammer der Stadt Minsk. Sie ist seit 1994 als Rechtsanwältin tätig und hat einen Master of Laws in „Internationalem Recht“. Jetzt verteidigt sie die Literaturnobelpreisträgerin Swjatlana Alexijewitsch im „Fall des Koordinierungsrates“, den Vorsitzenden des belarusischen Helsinki-Komitees Aleh Hulak, den Vorsitzenden des belarusischen Journalistenverbandes Andrej Bastunez, den politischen Gefangenen-Anarchisten Mikаlaj Dsjadok. Mazkewitsch hat als Verteidigerin in hochkarätigen politisch motivierten Fällen fungiert: Sie war die Anwältin des ehemaligen Präsidentschaftskandidaten Viktar Babaryka und des Vorsitzenden der unabhängigen Gewerkschaft der Beschäftigten in der Radioelektronikindustrie Genads Fedynitsch. Sie vertrat auch die Interessen der Mutter des vermissten belarusischen Politikers Jury Sacharenka – Uljana Sacharenka.

In einem Kommentar bei „Mediazona“ erzählte die Anwältin, dass das Disziplinarverfahren gegen sie mit der Verteidigung von Viktar Babaryka zusammenhängt.

In Belarus wurden den Anwälten, die die Interessen der 2020-Demonstrant*innen verteidigen, immer wieder die Lizenzen entzogen. Seit September letzten Jahres haben mehrere Dutzend namhafter Anwälte, die Demonstranten verteidigt, an politisch motivierten Prozessen teilgenommen oder offen ihre Meinung zu den Ereignissen im Land geäußert haben, ihre Lizenzen verloren, und einige wurden gezwungen, Belarus zu verlassen.

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