Minsker bei Razzia erschossen, KGB-Mann ebenfalls tot.

Am 28. September führten eine KGB-Sondereinheit Kontrollen von Adressen durch, „an denen sich an terroristischen Aktivitäten beteiligte Personen aufhalten könnten“. Nach Angaben des KGB erschoss einer der Verdächtigen während der Festnahme einen KGB-Offizier und wurde daraufhin von den Einsatzkräften getötet.

Der getötete Minsker Andrej Selzer war Angestellter eines großen IT-Unternehmens. Er war Mitglied der „Belarusischen Vereinigung von Jägern und Fischern“ und besaß eine registrierte Waffe.

Zusammen mit Andrej Selzer war seine Frau Maryja Uspenskaja in der Wohnung. Sie wurde unter dem Verdacht, an dem Mord beteiligt gewesen zu sein, festgenommen, weil sie alles mit ihrem Handy gefilmt hatte.

Der staatliche Fernsehsender zeigte ein geschnittenes Video, das aus verschiedenen Blickwinkeln, vom Eingang und von der Wohnung aus, gefilmt wurde. Das Video hat viele Fragen aufgeworfen. Aus dem Video geht nicht hervor, wer den mutmaßlichen Schützen in der Wohnung gefilmt hat. Das Filmmaterial ist so geschnitten, dass der Moment, in dem der KGB-Offizier getroffen wird, nicht gezeigt wird. Man sieht nur, wie irgendwo im Flur ein Mann mit einer Waffe schießt, und in einem anderen montierten Teil schießt ein maskierter Angestellter mit einer Pistole dorthin, wo der Schütze vermutet wird. In den folgenden Einstellungen ziehen Mitarbeiter ihren Kollegen heraus und man sieht, dass um ihn herum Blutspuren sind. Auch das Verhalten der Frau im Video wirft Fragen auf.

Selzer wird vom KGB als „besonders gefährlicher Krimineller“ bezeichnet, obwohl die Einsatzkräfte bei der Razzia ohne Uniform, Körperschutz und Spezialausrüstung unterwegs waren.

Vor der Schießerei rief Selzer zweimal die Polizei an, forderte Hilfe von der Innenbehörde und meldete, dass Unbekannte in seine Wohnung einbrechen würden. Der Sicherheitsdienst reagierte auf seinen Anruf, doch bevor er eintraf, kam es zu einer Tragödie.

Der Generalstaatsanwaltschaft ist es unerklärlicherweise innerhalb von wenigen Stunden gelungen, den Einsatz von Waffen durch KGB-Offiziere zu untersuchen und ihre Handlungen für rechtmäßig zu erklären.

Der stellvertretende Innenminister Mikalaj Karpjankou, Befehlshaber der belarusischen Inlandstruppen, sagte, die Ermordung des KGB-Offiziers sei der Ausgangspunkt gewesen, der alles in „vorher und nachher“ geteilt habe. Er erzählte, wie die Einsatzkräfte jetzt arbeiten werden: „Es gibt einen Terroristen, es gibt eine Adresse, an der er sich aufhält: Wir kommen an, warnen ihn, er aber öffnet die Türen nicht? Türen werden gesprengt. Die Tür wird aufgesprengt, Blitzgranaten werden eingesetzt, Mitarbeiter werden dort einen Hund aussetzen, wir werden mit einem Schild dorthin reingehen. Und wenn in dieser Situation niemand die Hände hebt, dann wird der Feind vernichtet.“

Verwandte und Bekannte des ermordeten Selzer charakterisieren ihn nur positiv, aber das ist für sie und die Publikationen, die diese Informationen veröffentlicht haben, schon sehr belastend. So wurde beispielsweise die Website der belarusischen Zeitung „Komsomolskaja Prawda in Belarus“ gesperrt: Dort war ein Artikel, in dem sich Bekannte von Andrej Selzer positiv über ihn äußerten, veröffentlicht worden.

Waleri Zepkalo, ein ehemaliger Präsidentschaftskandidat für die Wahlen 2020 in Belarus, äußerte sich zum Mord an Selzer. Dafür wird er strafrechtlich verfolgt, weil er zu Handlungen, die der nationalen Sicherheit schaden, aufgerufen habe.

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