Aus Belarus abgeschobener Kubaner erreicht Litauen

Der Kubaner Roberto Valdés Casanueva wurde am 8. November 2020 bei einem Protestmarsch in Minsk festgenommen und zu 15 Tagen Freiheitsstrafe verurteilt. Danach verließ der Mann die Haftanstalt in der Akreszina-Gasse nicht mehr und wartete dort mehr als ein Jahr auf seine Abschiebung. Roberto Valdés Casanueva lebte seit 30 Jahren in Belarus. Hier hat er eine Familie und drei Kinder. Am 10. Dezember 2021 wurde er jedoch nach Moskau abgeschoben, von wo aus er in die kubanische Stadt Varadero fliegen sollte. Der Mann wollte nicht in seine Heimat zurückkehren, da er befürchtete, auch dort aufgrund seiner politischen Haltung verfolgt zu werden. Mit Hilfe des BYSOL-Solidaritätsfonds gelang es Roberto, nach Litauen zu gelangen, wo er sich zum ersten Mal seit Monaten wieder in Sicherheit befindet.

Im Land arbeitete er als Grafikdesigner, sprach fließend Russisch und zeigte aktiv seine politische Haltung: Er sprach sich gegen Wahlfälschungen und Gewalt von Einsatzkräften in Belarus aus. Laut Kollegen ging Roberto jeden Sonntag zu Protestmärschen. Der 8. November 2020 war für ihn fatal. Der Mann wurde in der Nähe des Freiheitsplatzes, bevor die Kundgebung anfing, festgenommen. Er wurde in einem Polizeitransporter geschlagen und zuerst in die Polizeidirektion des Bezirkes Partysanski gebracht, wo er im Keller vor Freiwilligen versteckt wurde. Danach kam er in die Untersuchungshaftanstalt Akreszina. Es handelt sich um eine temporäre Hafteinrichtung und es wird nicht davon ausgegangen, dass eine Person dort Monate oder Jahre bleiben sollte. Menschenrechtler*innen stufen dies als grausame und erniedrigende Inhaftierung ein. Casanueva lebte in einer Zelle ohne Steckdosen. Tee, Kaffee, Zucker und Salz waren verboten. Er konnte kein Konto eröffnen, um sich Geld überweisen zu lassen, und er konnte auch nichts kaufen. Der Kubaner konnte nur minderwertige Nahrung zu sich nehmen, die in der Haftanstalt verabreicht wurde und erhielt nur gelegentlich Päckchen, die nicht immer angenommen wurden. In den letzten zweieinhalb Monaten zum Beispiel bekam er überhaupt keine.

Im Juli 2021 trat Casanueva in einen Hungerstreik. Er schrieb mehrmals eine Erklärung mit der Bitte, ihm zu erlauben, sich mit seinem Sohn zu treffen. Aber all dies wurde ignoriert, und dann beschloss er, eine extreme Maßnahme zu ergreifen und weigerte sich, zu essen. Sieben Tage später, so erinnert er sich, wurde ihm gesagt: „Morgen findet ein Treffen statt, iss einfach.“ Danach durfte er eine halbe Stunde mit seinem Sohn sprechen. So blieb Casanueva mehr als ein Jahr lang ohne Strafverfahren hinter Gittern, bis er aus Belarus abgeschoben wurde.

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