Politische Massenrepressionen in Belarus gehen weiter

Andrej Pjatrouski, ein Geschichts- und Sozialkundelehrer, wurde zu anderthalb Jahren Straflager verurteilt, weil er Schülern der 11. Klasse im Sozialkundeunterricht ein Video über die Verfassung, in dem die Worte „blutiger Diktator“ vorkamen, gezeigt hatte. Unter den Schülern war auch der Sohn einer örtlichen Beamtin, der den Unterricht auf Video aufgezeichnet und später im Familienchat gepostet hat. Danach wurde der Lehrer gefeuert, und später wurde ein Strafverfahren gegen ihn eröffnet. Pjatrouski wurde der Verleumdung von Lukaschenko für schuldig befunden.

Von einem Minsker Gericht wurde ein Strafurteil gefällt, weil das Graffiti mit den „DJs des Wandels“ auf dem berühmten „Platz des Wandels“ wiederhergestellt wurde. Die Wiederherstellung des Graffiti auf einem Transformatorenkasten wurde als böswilliges Rowdytum einer Gruppe von Personen eingestuft (Artikel 339 Absatz 2 des Strafgesetzbuchs). Infolgedessen wurde der 37-jährige politische Gefangene Wasil Lohwinau zu zwei Jahren Haft mit offenem Vollzug, verurteilt und nachdem er drei Monaten in der Untersuchungshaft verbracht hat, wurde er im Gerichtssaal entlassen. Diana Karankewitsch, 29, die die ganze Zeit unter Hausarrest stand, wurde zu zwei Jahren Unterbringung in einer Haftanstalt mit offenem Vollzug, verurteilt.

Juryj Sjankou, ehemaliger Leiter der Finanzabteilung der Verwaltung des Bezirks Leninski der Stadt Minsk, wurde wegen Teilnahme an Märschen am 16. und 23. August 2020 und für das erneute Posten eines Beitrags in sozialen Netzwerken, der Lukaschenko angeblich beleidigt, zu drei Jahren in einem Straflager verurteilt. Sjankou wurde am 30. April festgenommen und fünfmal wegen Ordnungswidrigkeit vor Gericht gestellt, woraufhin er 50 Tage Freiheitsstrafe verbüßte. Anschließend wurde er in einem Strafverfahren in eine Untersuchungshaftanstalt verlegt.

Die Haftzeit des politischen Gefangenen und Journalisten Andrej Patschobut wurde um drei Monate verlängert. Er wurde im März im „Fall der Polen“ festgenommen und befindet sich im Untersuchungsgefängnis Schodsina.

Hleb Kojpisch, Direktor des Web-Design-Studios Ikwadart, wurde in Hrodna festgenommen. Mehrere Stunden lang wurde das Studiobüro unter Beteiligung von Einsatzkräften durchsucht. Ungefähr drei Stunden später gingen sie mit der beschlagnahmten Ausrüstung und den Dokumenten, und Hleb Kojpisch wurde in Handschellen herausgebracht. Das Studio existiert seit 2004 und organisiert zahlreiche gemeinnützige Projekte.

Aljaxej Minou, ein 23-jähriger Lehrer, der heute seinen ersten Arbeitstag am Belarusischen Staatlichen Universitätslyzeum in Minsk haben sollte, wurde festgenommen. Er wurde im Rahmen eines Strafverfahrens nach dem Artikel über die Organisation von Aktionen, die die öffentliche Ordnung grob verletzen, festgenommen. Jetzt ist er in Untersuchungshaft.

Der Leiter der öffentlichen Vereinigung „Perspektive“, Anatol Schumtschanka, wurde gestern Abend einer Leibesvisitation unterzogen. Die Untersuchungskomitee-Beamten kamen und ihr Besuch stand im Zusammenhang mit einem Strafverfahren. In der Zwischenzeit hat das Justizministerium eine Klage eingereicht, um die öffentliche Vereinigung „Perspektiwa“ aufzulösen.

Einwohner von Smarhon Aljaxandr Nagella wurde wegen 13 Kommentaren über Regime-Schergen zu drei Jahren in einem Straflager verurteilt. Aljaxandr hat eine chronische Herzkrankheit. Während der Vernehmung berichtete er, dass er nach der Festnahme durch die Polizeibeamten in Ohnmacht gefallen sei. Ein Krankenwagen wurde gerufen, und danach lag er neun Tage lang in einem Krankenhausbett, angekettet und unter Aufsicht des Personals.

Die in Minsk lebende Iryna Staschkewitsch wurde zu zwei Jahren „Hauschemie“ verurteilt, weil sie im Telegramm-Chat „Karateli Belarusi“ („Schergen von Belarus“) unter dem Foto des Leiters der Hauptdirektion zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität und Korruption (GUBOPiK), Andrej Parschyn, einen Kommentar „Nisse“ geschrieben hatte.

Filmkritiker Taras Tarnalizki wurde als Zeuge vor die GUBOPiK geladen. Er wurde unter einer Geheimhaltungsvereinbarung freigelassen.

Heute hat das Informationsministerium die Seite „Reformation“ gesperrt. Für Nutzer aus Belarus ist sie nicht verfügbar. Eine offizielle Mitteilung des Informationsministeriums liegt der Redaktion noch nicht vor.

Vier weitere Personen wurden als politische Gefangene eingestuft. So gibt es heute 649 politische Gefangene im Lande.

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